Neue Versorgung Ausgabe Juli 2017 - page 11

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Reportage
Ein Vorteil für Ärzte: Exklusiv im AOK-
Hausarztvertrag wird die Beschäftigung
einer Ärztin oder eines Arztes in Weiter-
bildung mit einem Zuschlag von drei
Euro auf die P1 gefördert. Seit Start wur-
den rund 730 angehende Hausärztinnen
und Hausärzte in das Programm einge-
schlossen.
Neu – KompetenzzentrumWeiter­
bildung Baden-Württemberg
Ab 1. Juli soll die Verbundweiterbil-
dung
plus
durch neue regionalisierte und
interdisziplinäre Strukturen noch mehr
Aufschwung erhalten und auf eine brei-
tere Basis gestellt werden, um die Quali-
tät und Effizienz der allgemeinmedizini-
schen Weiterbildung weiter zu stärken.
Basis ist das neue Förderprogramm für
die Weiterbildung in der Allgemein­
medizin gemäß § 75a SGB V. Das integ-
rierte Konzept sieht vor, dass pro KV-
Bezirk ein Kompetenzzentrum Weiter-
bildung betrieben wird. Auf dieser
Grundlage wurden Kooperationsver­trä­
ge­zwischen den universitären allgemein­
medizinischen Einrichtungen in Frei-
burg, Heidelberg, Tübingen und Ulm
sowie zwischen der KVBW, der Landes-
ärztekammer Baden-Württemberg, der
baden-württembergischen Kranken-
hausgesellschaft und dem Universitäts-
klinikum Heidelberg ausgehandelt. Zu
den zukünftigen Aufgaben gehören un-
ter­ anderem die Entwicklung und
Durchführung qualitätsgesicherter Maß­
nahmen wie Seminare, Schulungen so-
wie Trainings, Mentoringprogramme
und Curricula. Derzeit (Stand: Juni) läuft
das Verfahren zu Beantragung der not-
wendigen Fördergelder. Professor Joa-
chim Szecsenyi, Leiter der Abteilung
Allgemeinmedizin und Versorgungsfor-
schung der Universität Heidelberg, zeigt
sich optimistisch: „Zukünftig ziehen alle
Kooperationspartner landesweit an ei-
nem Strang, wodurch wir in den nächs-
ten fünf Jahren eine Verdoppelung der
aktiven Teilnehmerzahlen erwarten“.
Eine Praxis muss sich heute
viel einfallen lassen
Wie schwierig es derzeit selbst für sehr
willige Praxen sein kann, einen geeigne-
ten Arzt in Weiterbildung oder einen an-
gestellten Arzt zu finden, zeigt ein Bei-
spiel aus dem Landkreis Hohenlohe:
Hausärztin Dr. Susanne Bublitz ist froh,
dieses „Riesenproblem“ vorerst gelöst zu
haben. Dr. Bublitz (41), die seit 2011 eine
Gemeinschaftspraxis mit Dr. Petra San-
dig in Pfedelbach, 25 Kilometer östlich
von Heilbronn, betreibt, ist überzeugte
HZV-Ärztin. Die beiden Hausärztinnen
haben etwa 1.300 ihrer 2.300 Patienten
in die HZV eingeschrieben, davon sind
gut 1.000 bei der AOK versichert.
Dieser Vertrag überzeugt Dr. Bublitz am
meisten: Der Spruch von der Bierdecke-
labrechnung stimme, in zwei Stunden
sei die Quartalsabrechnung erledigt, er-
zählt sie. Auch die zwei „VERAHs“ der
Praxis kommen bei den Patienten gut
an; eine kümmert sich im Fallmanage-
mentprogramm „PraCMan“ speziell um
multimorbide Patienten. Dass sie bei ra-
battierten Generika keine Zuzahlung
leisten müssen, macht die HZV für
AOK-Versicherte grundsätzlich attrak-
tiv, erklärt Dr. Bublitz. Zwar findet sie
nicht alles in der HZV vorteilhaft gere-
gelt, doch sie schätzt es, nicht überlegen
zu müssen, welche Einzelleistung noch
„sinnvoll“ erbracht werden könnte.
Angestellte Ärztin gesucht
Das Praxis-Duo ist kein Beispiel für
Teilzeit arbeitende Ärztinnen. Im Ge-
genteil: Sie und ihre Kollegin arbeiten
etwa 50 bis 60 Stunden die Woche, be-
richtet Dr. Bublitz. Als Mutter von drei
Kindern kann sie auf die Unterstützung
ihrer Mutter zählen. Wenn nötig, arbei-
tet sie per sicherer Datenverbindung von
zu Hause aus. Sie ist froh darüber, dass
ab Juli wieder eine Ärztin in Weiterbil-
dung mitarbeiten wird. Es sei nicht ein-
fach, Verstärkung zu finden, erzählt Dr.
Bublitz. Mit Anzeigen und Headhuntern
suchte die Praxis lange intensiv und er-
folglos, bis sich endlich eine Kollegin
meldete, die eingestellt wurde. Als sie
nach einem dreiviertel Jahr wegen El-
ternzeit ausschied, ging die Suche wie-
der von vorne los, auch über die Platt-
form „Perspektive Hausarzt“. Es hagelte
keine Bewerbungen, aber eine Ärztin
konnte nun doch wiedergewonnen wer-
den. Dabei ist der Kontakt zur Universi-
tät Heidelberg vielleicht ein Vorteil.
Denn die Praxis ist dort als akademische
Lehrpraxis registriert und bietet zum
Beispiel imWinter dreimal zweiwöchige
Blockpraktika für Studierende an. Die
Rückmeldungen auf diese Praxiserfah-
rung seien sehr positiv, berichtet
Dr. Bublitz. 
teilweise © Medical Tribune
Trend zur Anstellung
32.350 im ambulanten Bereich
angestellte Ärztinnen und Ärzte
weist die Statistik der Bundes­
ärztekammer für 2016 aus.
Das sind mehr als doppelt so
viele wie 2009 und sechsmal
so viele wie 1993.
Blockpraktika sollen auch
helfen, den Nachwuchs auf
uns aufmerksam zu machen.
Dr. Susanne Bublitz
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