11.10.2019

Fünf Jahre Pädiatrie-Modul in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV)
der AOK Baden-Württemberg:

Große Nachfrage bei Kinderheilkunde – Anforderungen immer komplexer

2014 startete das Pädiatrie-Modul als eigenständige Säule des HausarztProgramms von AOK Baden-Württemberg, MEDI Baden-Württemberg, Hausärzteverband sowie des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Das modulare Angebot stößt bei Eltern, Kindern und Ärzten gleichermaßen auf großes Interesse. Es enthält innovative Leistungen wie erweiterte Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche oder Hör- und Sehtests. Außerdem können sich die Ärzte intensiv um junge Patientinnen und Patienten mit sozialpädiatrischen Problemen kümmern. Mittlerweile nehmen 500 Kinder- und Jugendärzte (einschließlich angestellten Ärzten) und rund 180.000 junge Versicherte an der Alternativen Regelversorgung teil. Jedes Quartal kommen im Schnitt 5.000 neue Teilnehmer dazu.

„Ein leistungsfähiges Gesundheitssystem benötigt eine starke hausärztliche oder primärärztliche Basis, die von Allgemeinärzten sowie Kinder- und Jugendärzten gebildet wird. Mit dem Pädiatrie-Modul haben wir die flächendeckende bessere Versorgung für junge Patientinnen und Patienten deutlich gestärkt. Die seit dem Start positive Teilnehmerentwicklung bestätigt uns und die ärztlichen Partner im gemeinsamen Handeln, den immer komplexeren Anforderungen der Kinder- und Jugendmedizin vollauf gerecht zu werden“, so Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Das Modul umfasst einen erweiterten Leistungskatalog, der vor allem die Behandlungsqualität in den Fokus rückt. Von besonderer Bedeutung sind dabei Prävention und Vorsorge – ebenfalls über die Angebote der Regelversorgung hinaus: Dazu zählen die Untersuchungsprogramme U10, U11 und J2 sowie eine Erweiterung der Vorsorgeleistungen.

Im Vertrag haben insbesondere sozialpädiatrische Komponenten Gewicht, denn übermäßiger Medienkonsum, falsche Ernährung und instabile familiäre Verhältnisse machen die kinder- und jugendärztliche Arbeit einerseits komplexer, andererseits aber auch immer wichtiger. Das Gespräch mit den Eltern und Kindern und bei Bedarf der Kontakt mit anderen Einrichtungen wie etwa der Kindertagesstätte sind für den Behandlungserfolg wesentlich. Dr. Roland Fressle, Landesverbandsvorsitzender des BVKJ, sagt: „Wir haben ausreichend Zeit, die auch gesondert honoriert wird, um uns intensiv um Patienten mit sozialpädiatrischen Problemen zu kümmern, was insbesondere für Patienten aus sozialen Brennpunkten enorm wichtig ist.“ Die positiven Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre hätten zudem gezeigt, dass die Gestaltung und kontinuierliche Weiterentwicklung nur gemeinsam und unter genauer Kenntnis der Versorgungssituation vor Ort funktioniere. „Mit dem Pädiatrie-Modul setzen wir sicherlich auch weiterhin bundesweit Maßstäbe”, so Fressle.

Der Mehraufwand der ärztlichen Leistungen wird entsprechend honoriert. 2018 lag das ärztliche Honorar für die Pädiater bei 34 Millionen Euro und damit über 15 Prozent höher als im Vorjahr. Der durchschnittliche Fallwert betrug knapp 83 Euro gegenüber durchschnittlich 66 Euro in der Regelversorgung. Am 1. Oktober 2019 wurde zudem die kontaktabhängige Behandlungspauschale um zwei Euro angehoben. Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland, dazu: „Der Vertrag ist wie alle Selektivverträge auch unter dem wirtschaftlichen Aspekt für die teilnehmenden Ärzte und Psychotherapeuten sehr interessant. Der Fallwert liegt deutlich über dem des Kollektivvertrags. Der Beratungs- und Zeitaufwand ist realistisch abgebildet, und es gibt weder Budgetierung noch Fallzahlbegrenzungen. Wichtig ist, dass gerade der erhöhte Versorgungsaufwand sowohl für 2- und 3-Jährige als auch für Chroniker berücksichtigt ist“. Dr. Berthold Dietsche, Vorsitzender des Hausärzteverbands Baden-Württemberg ergänzt:

„Ein wichtiger Beitrag ist auch die Einzelleistung ‚Transition‘, die einen nahtlosen Übergang von der pädiatrischen in die allgemeinärztliche Versorgung von chronisch Kranken sicherstellt”.

Hinweise an die Redaktionen zum Pädiatrie-Modul:

Alle Angebote im Pädiatrie-Modul werden in einem eigens vom BVKJ entwickelten Vorsorgeheft (Paed.Plus) dokumentiert. Der Vertrag sieht unter anderem zusätzliche Seh- und Hörtests vor: Das Screening zur Amblyopie (funktionelle Sehschwäche) für Kinder im ersten bis zweiten Lebensjahr und die Tympanometrie (Messung der Mittelohrfunktion) sind exklusive Mehrleistungen, die sehr geschätzt werden, und die es in der Regelversorgung nicht gibt.

Besonders im Kindes- und Jugendalter ist bei psychischen Störungen, wie beispielsweise Depressionen, eine frühzeitige und gezielte medizinische und therapeutische Versorgung essenziell, um einer Chronifizierung und lebenslangen Beeinträchtigung entgegenzuwirken. Hier greift die enge Verzahnung von Haus- und FacharztProgramm. So wird seit April 2019 die multidisziplinäre Versorgung zu einem psychosozialen alltagsnahen Hilfenetz zusammengeführt. Dieses Zusammenwirken ist Gegenstand des neuen Moduls Kinder- und Jugendpsychiatrie im Rahmen des AOK-Facharztvertrags Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie (PNP). Die neue Vereinbarung schafft die Möglichkeit eines schnelleren Zugangs zu einer Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Dadurch können unter anderem delegierbare Leistungen verstärkt an sozialpsychiatrisch qualifizierte Mitarbeiter übertragen werden. Profitieren können davon Kinder- und Jugendliche, die sowohl am Haus- als auch am FacharztProgramm der AOK Baden-Württemberg teilnehmen.


Kontakt (Pressestellen):

AOK Baden-Württemberg - Telefon: 0711 2593-229
MEDI Baden-Württemberg - Telefon: 0711 806079-223
Hausärzteverband Baden-Württemberg - Telefon: 0172 201 03 90
BVKJ Landesverband Baden-Württemberg – Telefon: 0172 741 8803