08.11.2018

Moderne Rheumatherapie braucht deutlich mehr Zeit für ausführliche
Gespräche und individuelle Beratung

Neues Versorgungsmodul Internistische Rheumatologie im
Baden-Württemberger FacharztProgramm kommt gut an

Vor genau einem Jahr wurde der Vertrag zum Versorgungsmodul Internistische Rheumatologie im Rahmen des FacharztProgramms von AOK und Bosch BKK unterschrieben. Ärzte, Rheumatologische Fachassistentinnen und Patienten sind sich einig, dass dort bundesweit erstmals die Ansprüche an eine moderne ambulante Rheumatherapie adäquat abgebildet sind. Neben schnellerem Zugang zu qualitätsgesicherter Diagnostik und Therapie bietet es vor allem mehr Zeit für ausführliche Gespräche und individuelle Beratung.

In den ersten beiden Quartalen seit Start wurden schon rund 4000 Patienten behandelt. Dr. Michaela Bellm aus dem „Rheumaärzte MVZ“ in Bruchsal ist eine von derzeit landesweit 25 teilnehmenden Rheumatologen. Der gute Zuspruch sei auch ein Zeichen dafür, dass in der Öffentlichkeit das Bewusstsein gestiegen ist, dass rheumatologische Erkrankungen und auch Verdachtsfälle frühzeitig in die Hände von erfahrenen Rheumatologen gehören. “Wir bieten hierfür eigens eine sogenannte ‘Rheumasuchsprechstunde’ an und kommunizieren das auch gegenüber den Hausärzten in unserer Region”, so Bellm, “für den Hausarzt ist ein Rheumapatient schließlich immer ein Einzelfall, während wir in unseren rheumatologischen Praxen jeden Tag  30 bis 40 Menschen mit Rheuma sehen.”

Diese Frühdiagnostik brauche, ebenso wie die laufende Betreuung durch qualifizierte Ärzte und ihre Praxisteams, Zeit. Genau hier setzt die innovative Vergütungssystematik im Vertrag an. Im Gegensatz zur Regelversorgung honoriere er die nötige Zeit, um die Patienten gründlich beraten zu können. Ist die Diagnose gestellt, kann eine frühzeitige medikamentöse Behandlung die Erkrankung heute stoppen. Die Entscheidung über die richtige Therapie muss im ausführlichen Gespräch mit dem Patienten bzw. der Patientin erfolgen. Dies und die regelmäßige Anpassung der Therapie an Krankheitsverlauf und Lebenssituation sind ein fortwährender Prozess. Darüber hinaus wird zum Nutzen richtiger körperlicher Aktivität, ausgewogener Ernährung, Gewichtsoptimierung und Nikotinstopp beraten.

Viele Alltagsfragen können die Betroffenen auch mit der Rheumatologischen Fachassistentin (RFA) besprechen. Eine von ihnen ist Patricia Czerwinski im MVZ von Dr. Bellm: “Wir sind gut informiert und hochmotiviert, das spüren unsere Patientinnen und Patienten auch.” Sie begrüßt es deshalb, dass die Vertragspartner1 seit Juli auch die Zusatzausbildung der “Entlastungsassistentin in der Facharztpraxis” (EFA®) fördern. Diese entlastet den Arzt durch die Übernahme delegationsfähiger Leistungen, insbesondere bei Schulungen und in der Patientenbetreuung in Spezialsprechstunden. Sie trägt somit wesentlich zu einer intensiveren Versorgung bei, zum Beispiel bei Fragen wie: Welche Bewegungsangebote helfen vor Ort? Wie kann man mit dem Rauchen aufhören, weil Nikotin unter anderem nicht nur das Herz-, Kreislaufsystem belastet, sondern auch Gelenkbeschwerden und Knochenschwund verstärkt? Die Schulung StruPi (strukturierte Patienteninformation), die an drei Abendterminen stattfindet, kann von den teilnehmenden Ärzten über das Rheumamodul abgerechnet werden.

Betroffene werden darüber hinaus zusätzlich finanziell entlastet. Monatlich etwa 30 bis 50 Euro für notwendige Medikamente waren es bei N. Schmidt, die sie teilweise aus eigener Tasche zahlen musste. Die 37-jährige Rheumapatientin von Dr. Bellm ist seit Jahresbeginn Teilnehmerin am FacharztProgramm. “Seitdem fallen die Zuzahlungen bei meinen Rezepten weg. Das ist schon eine ordentliche Stange Geld”, sagt sie. Es sei beruhigend zu wissen, dass auch weitere Leistungen – wenn die Indikation besteht – wie Knochendichtemessungen bezahlt werden. Alle AOK- und Bosch BKK-Patienten profitieren darüber hinaus von den Vorteilen des eng verzahnten AOK- bzw. Bosch BKK-HausarztProgramms. So erhält der Hausarzt möglichst frühzeitig, spätestens jedoch innerhalb von 14 Tagen einen strukturierten Befundbericht inklusive aktualisiertem Medikationsplan. Dr. Ewald Unteregger, als Experte des Hausärzteverbands bei den Vertragsverhandlungen beteiligt, erklärt: „Es gibt bundesweit zu wenig Rheumatologen, und wir versprechen uns durch die definierten Schnittstellen zwischen Haus- und Facharztvertrag zukünftig eine deutliche Verkürzung der Wartezeiten für unsere Patienten, weil wir gemeinsam Behandlungswege und den Zugang zum Facharzt vereinfacht haben.“

Dr. Bellm lobt, dass das Rheuma-Modul auch die Fortschritte auf dem Gebiet der Rheumatologie angemessen abbildet. Hierbei sei hilfreich, dass auch in anderen Fachgebieten in den vergangenen Jahren das Bewusstsein für Rheuma als eine Systemerkrankung gewachsen ist, die mit anderen Erkrankungen interagiert und sogar ein eigenständiges Risiko für Begleiterkrankungen birgt. “Eine rheumatische Entzündung im Körper erhöht etwa das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, ebenso wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder erhöhtes Cholesterin”, erklärt sie. Gleichzeitig müssen Arzneimittelinteraktionen mit anderen Medikamenten beachtet werden. Deshalb begrüßt sie es sehr, dass der Vertrag auch einen Multimorbiditätszuschlag für die Behandlung von Patienten mit Begleiterkrankungen bzw. mitbetroffenen Organen vorsieht.

1Vertragspartner des Moduls Internistische Rheumatologie im AOK-Facharztvertrag
Orthopädie/Rheumatolgie in Baden-Württemberg:

AOK Baden-Württemberg; Berufsverband niedergelassener Chirurgen (BNC); Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU); Bosch BKK; MEDI Baden-Württemberg;

Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh e.V.) in enger Abstimmung mit der Rheumaexperten BW eG

Download Foto: Aerztin mit Rheumapatientin

BU: v.l.n.r.: Rheumatologin Dr. Michaela Bellm, Patientin N. Schmidt, Rheumatologische
Fachassistentin Patricia Czerwinski

Foto: Thomas Kienzle

Kontakt (Pressestellen):

AOK Baden-Württemberg - Telefon: 0711 2593-229
Bosch BKK - Telefon: 0711 811-30790

Hausärzteverband Baden-Württemberg - Telefon: 0172 201 0390

MEDI Baden-Württemberg - Telefon: 0711 806079-223